Auszugsweise aus: Dr. Stefanie Berg-Hobohm, Bayrisches Landesamt für Denkmalpflege, Entdeckungen in Lipprichhausen in Mittelfranken
Anlässlich des Erhebungsbogens für die Dorferneuerung konnte die Frühgeschichte des Dorfes an dem bisher unbekannten Turmhügel und einem zu vermutenden Wasserburgstall durch Archivstudium und Begehung von Dr. Gerhard Ongyerth und Dr. Stefanie Berg-Hobohm festgemacht werden.
In Lipprichhausen befindet sich ein Turmhügel am Rand der Talmulde in unmittelbarer Nähe zu den ältesten Höfen und zur Kirche. Reste eines Grabens oder Walles scheinen nicht erkennbar zu sein. Der Leitenbach verzweigt sich in der Nähe des Turmhügels und führte noch zum Zeitpunkt des Extraditionsplans von 1834 unmittelbar an ihm vorbei. Die Größe des durch den Leitenbach umfassten Geländes lässt jedoch vermuten, dass zum Ende des 11. Jahrhunderts hin eine Wasserburg errichtet wurde. In diesem Zusammenhang stand wahrscheinlich auch erst die Verlegung des Leitenbaches und die Anlage des Sees. In der Pfarrchronik befindet sich der Hinweis auf ein „Wasserschlösslein“, das 1387 Ritter Heinrich von Seinsheim neben weiteren Gütern und dem See in Lipprichhausen an Herold von Ryn verkaufte. Nur ein Vierteljahrhundert später wird von einem Burgstall berichtet, d.h. zu Beginn des 15. Jahrhunderts muss die Wasserburg bereits wüst gefallen sein.
Auf dem Extraditionsplan von 1834 tritt eine in der Talmulde gelegene und damit das Zentrum des Dorfes bildende, unbebaute, 120 x 80 m große, etwa sechseckige Fläche hervor, die vom Leitenbach umflossen wird.
Den südwestlichen Abschluss der Fläche markiert ein bis auf den heutigen Tag vorhandener, durch den genannten Bach gespeister Weiher. Der Turmhügel befindet sich am nördlichsten Rand und besitzt einen geschätzten Durchmesser von 12 m und eine Höhe von 1,5 m.
Turmhügel, ebenerdige Ansitze und Burgställe wurden durch den niederen Adel errichtet. Auf den künstlich aufgeworfenen Hügeln erbaute man Wohntürme aus Holz oder Stein. Archäologisch ist auch mehrfach ein Ausbau des Holzturmes in Stein zu beobachten gewesen. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Grundherrn und des Gesindes werden sich in der direkten Umgebung des Wohnturmes befunden haben. In der Regel wurde sowohl der Wohnturm als auch die Vorburg mit Wall und Graben umgeben.
Auf obigem Bild sind die Reste des nördlichen Wassergrabens um den Turmhügel herum noch zu erkennen.